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Corona: "Viele Leute fürchten um ihren Arbeitsplatz!"

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Der DGB-Kreisvorsitzende Peter Lange. Foto: prtivat.

Frage an den Remscheider DGB-Vorsitzenden Peter Lange: Die gewohnten Feierlichkeiten zum 1. Mai fallen in diesem Jahr wegen der Corona Krise aus. Sind Alternativen, zum Beispiel, im Netz geplant?

Antwort: Wir haben natürlich überlegt als Stadtverband digital etwas zu machen, letztlich haben wir uns dagegen entschieden, da der DGB auf Bundes- und Landesebene einige Live Streams anbietet. Unter anderem mit unserem Vorsitzenden Rainer Hoffmann. Wir als Stadtverband werden kurze Grußworte vom Oberbürgermeister Mast-Weisz, unserem geplanten Hauptredner Marko Röhrig, dem ersten Bevollmächtigten der IG Metall RS/SG, und mir auf unserer DGB Webseite für Remscheid einstellen und an die lokale Presse verteilen, und um ein Minimum an Normalität und Tradition auch in dieser Situation zu wahren, wird der Rathausplatz wie an jedem 1. Mai mit den Fahnen der Gewerkschaften beflaggt. (www.dgb.de/erster-mai-tag-der-arbeit, https://duesseldorf-bergisch-land.dgb.de/ueber-uns/dgb-vor-ort/dgb-stadtverband-remscheid)

Frage: Wie weit beeinflusst die Absage der Maiveranstaltung Ihre Arbeit im DGB Stadtverband.

Antwort: Wir stecken jedes Jahr einiges an Arbeit in die Vorbereitung und Durchführung unseres 1. Mai, das haben wir auch in diesem Jahr gemacht. Die Vorbereitungen waren so gut wie abgeschlossen, allerdings musste dann alles wieder abgesagt werden. Das ist besonders bedauerlich, wenn ich an die tolle Veranstaltung im letzten Jahr zurückdenke, wo wir wieder einige neue Organisationen als Teilnehmer begrüßen durften wie zum Beispiel Remscheid Tolerant und die Tafel beim Kulturfest. Aber die Arbeit des Stadtverbandes besteht nicht nur aus dem 1. Mai, so haben wir im letzten Jahr u.a. noch die DGB-Regionalkonferenz zur Mobilität mitgestaltet, und auch in diesem Jahr werden wir versuchen, uns zumindest bei der ein oder anderen Veranstaltung zu beteiligen, falls diese denn stattfinden können. Zudem sind wir seit einiger Zeit gemeinsam mit der DGB-Jugendsekretärin Carissa Wagner dabei, ein Konzept zu erstellen mit dem wir junge Leute über die Aufgaben und die Arbeit von Betriebsräten und Gewerkschaften informieren können.  

Frage: Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Corona-Krise auf die heimische Wirtschaft ein?

Antwort:  Wie mir Marko Röhrig von der IG Metall sagte, befinden sich im Bereich der IG Metall-Geschäftsstelle Remscheid/Solingen ca. 80 Prozent der Firmen in Kurzarbeit. Problematisch ist die Abhängigkeit der heimischen Automobilzulieferindustrie von den großen Automobilfirmen; deren Strategien scheinen im Moment ebenfalls unklar. Vergessen darf man in diesem Zusammenhang nicht, dass sich die Automobilindustrie bereits vor Corona durch die Mobilitätswende im Umbruch befand. Selbst wenn die Corona-Situation in Deutschland bald überstanden sein sollte, reden wir hier über den Weltmarkt, der sich erholen muss.
Falls die aktuellen Öffnungsregelungen im Einzelhandel nicht wieder verschärft werden, könnte das Schlimmste hinter uns liegen. Allerdings muss man abwarten, wie sich das Konsumverhalten durch die Krise entwickelt. Viele Leute fürchten um ihren Arbeitsplatz. Ein Problem bleibt der Online-Handel. Besonders hart sind zurzeit Gastronomie und Kultur betroffen, hier braucht es dringend Lösungen und Unterstützung z.B. für Restaurants und Theater. Um sie wieder öffnen zu können, wäre eine strenge Limitierung der Besucher vorstellbar. Alles in allem ist die Lage schwierig, aber ich bin durchaus hoffnungsvoll, dass der Schaden begrenzt werden kann, wenn die Krise nicht zu lange dauert.

Frage:  Wie gehen die Arbeitgeber in den Betrieben mit der Krise um?

Antwort: Ich kann hier sicherlich nicht für alle Firmen seriös Auskunft geben, aber man muss das Ganze vor dem Hintergrund sehen, dass eine solche Situation für uns alle völlig neu ist, und da habe ich eigentlich nur gehört, dass die Arbeitgeber – auch in vertrauensvoller Zusammenarbeit mit den Betriebsräten – bemüht sind, den Kolleginnen und Kollegen die höchstmögliche Sicherheit zu bieten. Hier und da hört man, dass es Probleme gibt, wenn vom Virus genesene Kolleginnen und Kollegen wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Dann herrscht oft auf allen Seiten eine gewisse Verunsicherung im Umgang miteinander, aber das ist irgendwie menschlich und regelt sich meist nach kurzer Zeit von selbst.

Frage: Wie sehen Sie das Lob und den plötzlichen großen Zuspruch für die Menschen in den systemrelevanten Berufen?

Antwort: Es freut mich für die Kolleginnen und Kollegen, die in betroffenen Berufen tätig sind, übrigens in großer Zahl Frauen, dass sie endlich mal die Wertschätzung bekommen, die Sie allerdings immer schon verdient haben. Auch die Zahlung einer Prämie, für die sich die Gewerkschaften stark gemacht haben, ist zu begrüßen, allerdings müssen dauerhafte Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und der Bezahlung erreicht werden. Das ist nach den jüngsten Erfahrungen in erster Linie eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der die Gewerkschaften gerne ihren Teil beitragen. Nicht vergessen dürfen wir dabei, dass auch die Konsumenten aufgefordert sind, ihren Teil beizutragen; der Spruch „Geiz ist geil“ hat sich endgültig als Irrweg erwiesen. Beschämend finde ich übrigens die erneute Diskussion um die Grundrente, die u.a. Angehörigen dieser Berufsgruppen zu Gute käme.

Frage: Das Homeoffice ist durch die Krise in aller Munde. Ist das heimische Arbeitszimmer der Arbeitsplatz der Zukunft?

Antwort: Richtig ist, dass zurzeit viele Kolleginnen und Kollegen von zu Hause aus im sogenannten Homeoffice arbeiten. Dies scheint auch in vielen Fällen zunächst gut zu funktionieren. Allerdings muss man bedenken, dass durch die Krise das Arbeitsaufkommen oft zurückgegangen ist. Auch ist das, was heute so locker als Homeoffice bezeichnet wird, in vielen Fällen ein bloßes Arbeiten von zu Hause. Bei einem echten Homeoffice-Arbeitsplatz müsste der Arbeitgeber sich an der Einrichtung beteiligen und auch die Arbeitssicherheit sowie die Ergonomie überwachen.
Viele Kolleginnen und Kollegen haben mir erzählt, dass Ihnen der direkte Kontakt zu den anderen Kolleginnen und Kollegen fehlt, die meisten können sich ein, zwei Tage die Woche Arbeit von zu Hause gut vorstellen, mehr aber auch nicht. Es ist gut, dass es diese Möglichkeit gibt, es ist aber ebenso wichtig, die betrieblichen Strukturen und den direkten sozialen Kontakt zu erhalten.

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