Zwei Aussagen von Oberbürgermeisterin Beate Wilding zum Sport in Lennep, die im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf des Röntgenstadions an den DOC-Betreiber MCArthurGlen gefallen waren, haben sich Reinhard Ulbrich, Vorsitzender des Sportbundes Remscheid, und Geschäftsführerin Daniela Hannemann genau aufgeschrieben:
- Ich lasse keinen Bagger ins Röntgenstadion, bevor die Ersatzflächen nicht fertig sind."
- Zunächst muss für die Sport- und Brauchtumsvereine Ersatz geschaffen sein. Dass das Stadion abgerissen ist, aber noch keine neuen Flächen geschaffen sind, das wird es mit mir nicht geben."
An der Ersthaftigkeit dieser Aussagen zweifelt der Vorstand des Sportbundes seit der Bürgeranhörung am 18. Juli im Forum Hackenberg. Ein Bürger hatte die OB damals gefragt, was denn passiere, wenn der Verkaufserlös für das Stadion nicht für alle geplanten Ersatzmaßnahmen ausreiche: Werden die dann gestrichen? Ausweichend hatte OB darauf geantwortet, das werde dann der Rat entscheiden, dem wir alle Daten und Fakten vorlegen werden! Reinhard Ulbrich (Foto links) dazu gestern auf einer Pressekonferenz: Entgegen aller Sonntagsreden geschieht nichts. Auch von der Politik interessiert sich offenbar niemand für die Probleme der Sportvereine. Die Oberbürgermeisterin habe den Forderungskatalog des Sportbundes bezüglich der notwendigen Ersatzsportflächen akzeptiert, aber: Den Worten müssen nun auch Taten folgen! Sportdezernent Burkhard Mast-Weisz, ließ Ulbrich in diesem Zusammenhang durchblicken, sei zwar durchaus bereit, zusammen mit dem Sportamt in die konkrete Planung einzutreten. Doch dafür bedürfe es erst eines Beschlusses des Verwaltungsvorstandes mit OB Wilding an der Spitze, sofern nicht die Politik die Initiative ergreife. Und dafür gebe es keinerlei Anzeichen (Schweigen im Walde!)
Im April 2009 war von Prof. Dr. Horst Hübner (Uni Wuppertal) der Abschlussberichts zum städtischen Sportentwicklungsplan vorgelegt worden. Auf der Basis der damaligen Grunddaten erläuterte Daniela Hannemann, Geschäftsführerin des Sportbundes Remscheid (Foto rechts), auf der gestrigen Pressekonferenz, dass in Remscheid 17,4 Großspielfelder benötigt werden, davon vier in Lennep (ohne Bergisch Born), wo die SG Hackenberg, der VfL Lennep und der FC Remscheid zu Hause ist. Die drei Vereine haben insgesamt rund 1.000 aktive Mitglieder. Hinzu kommen der Schul- und der Freizeitsport. Diesen Sportbetrieb gelte es nach Möglichkeit aufrecht zu erhalten. An Gesprächsstoff dürfe es dem Arbeitskreis Sport, den Beate Wilding im Zusammenhang mit dem DOC-Projekt einberufen hatte (nebst einen Arbeitskreis Vereine) also nicht mangeln. Aber der habe erst zweimal getagt, zuletzt im Januar, bemängelte Hannemann. Und ein Protokoll der letzten Sitzung liegt mir bis heute nicht vor!
Wenn das Stadion Lennep wegfällt und ein neues Stadion in Hackenberg entsteht, werden die vier Sportplätze für einen Zeittraum, den der Sportbund möglichst kurz gehalten sehen will, nicht zur Verfügung stehen. Besonders gekniffen werden die rund 1.000 Lenneper Freizeitsportler sein. Daniela Hannemann: Sie verlieren dann ihr Kleinspielfeld im Röntgenstadion und drei Rasenflächen in Hackenberg! Es gebe zwar Richtung Durchholz Gelände, das sich für Bolzplätze eignet, sagte gestern Vorstandsmitglied Ralf Flügge. Aber mit den Besitzern hat seitens der Stadt noch niemand Kontakt aufgenommen! Für möglich hält Flügge auch, dass ein Teil des Hardtparks den Freizeitsportlern zur Verfügung gestellt werden könne. Wenn aber mit der Planung der Ersatzmaßnahmen erst begonnen werde, wenn die Baugenehmigung für das DOC erteilt sei, dann bedeute das in der Horrorvision (Ulbrich) für den Sport in Lennep einen anderthalbjährigen Stillstand, wenn nicht gar das Ende. Das wäre ein Desaster, so Hannemann: Denn dann gingen den Vereinen viele Einnahmen verloren, mit denen sie rechnen, beispielsweise dem SC Hackenberg, wenn er sein Pfingstturnier nicht mehr veranstalten kann! Ohne geregelten Spielbetrieb und regelmäßige Einnahmen über anderthalb Jahre hinweg ist die Vereinsstruktur und der Freizeitsport in Lennep in Gefahr!
Gegenwärtig sieht der Zeitplan der Stadt für den 10. Oktober die Grundsatzentscheidung des Rat zum DOC-Projekt vor (Kaufvertrag zwischen Stadt und DOC mit der Vorbehaltsklausel des Inkrafttretens erst bei erteilte Baugenehmigung), Baugenehmigung Anfang 2015 und sodann gleichzeitiger Baubeginn für das DOC und die Ersatzsportstätten gleichzeitig (Ende: 2. Halbjahr 2016). Mit diesem Zeitplan ist der Vorstand des Sportbundes nicht einverstanden. Die Stadtverwaltung möge sich doch bitte phantasievolle Gedanken machen, meinte gestern Reinhard Ulbrich und reklamierte eine Sportplanung für ganz Remscheid. Denn auch in Alt-Remscheid sei ein Problemfeld erkennbar: der Sportplatz an der Neuenkamper Straße. Offenbar liebäugele ein Teil der Remscheider Politik weiterhin mit der Idee, auf diesem Gelände das neue Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung zu bauen, während die Verwaltung sich bereits deutlich für den Standort am Hauptbahnhof (Baufeld 6) ausgesprochen habe. Reinhard Ulbrich: Ein Verzicht auf den Sportplatz an der Neuenkamper Straße wäre das Ende für den Fußballsport in Remscheid für uns untragbar!