Viele Fragen im Sportausschuss, aber kaum Antworten, titelte der Waterbölles am 20. August über eine Sitzung des Sportausschusses, die Mitglieder wie Zuhörer allgemein als unbefriedigend empfunden hatten. Zur Planung des neuen Sportzentrums Hackenberg (Ersatz für das Röntgen-Stadion im Zuge des DOC-Baus) hatten sie eigentlich einen aktuellen Sachstandsbericht erwartet. Stattdessen erhielten sie die dürre Auskunft, die Planungen in Hackenberg würden entsprechend verändert, sollte der FC Remscheid seine Fußballspiele künftig unbefristet im Stadion Reinshagen austragen. Ausschussvorsitzender Markus Kötter (Wir erwarten ausführliche Berichte!) schlug daraufhin eine Sondersitzung vor. Und die fand gestern in der Sporthalle West statt. Leider wieder mit vielen offenen Fragen und wenigen Antworten. Denn der angekündigte Powerpoint-Vortrag von Sportdezernent Thomas Neuhaus entpuppte sich als eine knappe Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse rund um den FC Remscheid.
Das begann mit dem Hinweis auf den Beschluss des Rates der Stadt, das Sportzentrum Hackenberg auszubauen (Ersatz für das DStadion Lennep). Unter Würdigung der Wünsche aller Lenneper Vereine sei eine eine optimierte Lösung erarbeitet worden: Ligaspielbetrieb im Fußball bis einschl. Oberliga möglich!
Dann kam der Meinungsumschwung beim FC Remscheid. Man wolle doch lieber zum Stadion Reinsahagen umziehen (nicht nur während der Ausbauphase von Hackenberg, sondern unbefristet). Reinshagener Vereine haben Bedenken gegen Umzug des FC, berichtete der Waterbölles am 7. Juli. In einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, sowie den damaligen Präsidenten des FC Remscheid, Michael Kleinbongartz, hatten sieben Reinshagener Vereine (AFC Remscheid Amboss e.V., Betriebssport-Kreisverband Remscheid e. V. 1956,Leichtathletik-Gemeinschaft Remscheid /LTG, LTV, RTB, Reinshagener Turnerbund 1910 e.V. /Abt. Hockey),Sport Klub Ülküspor Remscheid, Türkiyemspor Remscheid 1990 e.V. und VfB Marathon Remscheid 1990 e.V.) darauf hingewiesen, dass die die Kapazitäten des Stadions Reinshagen auch ohne die Umzugswünsche des FC Remscheid schon mehr als ausreichend ausgelastet seien.
Auf den Offenen Brief folgte ein Gespräch mit dem OB und Sportdezernent Thomas Neuhaus, in dem sich die Sportfunktionäre schriftlich geben ließen, dass ihre Trainings- und Spielmöglichkeiten im Stadion Reinshagen nicht eingeschränkt würden, sollten dort künftig auch Spiele der 1. Mannschaft des FC Remscheid stattfinden.
Ob das aber überhaupt machbar wäre, blieb unklar. Das werde noch geprüft. Kurz darauf gab es eine erste Stellungnahme von den städtischen Fachdiensten Sport und Freizeit, Feuerschutz und Rettungswesen, Bürger, Sicherheit und Ordnung sowie der Polizei, grundsätzlich sei das Stadion Reinshagen für den Fußball-Ligaspielbetrieb bis zur Oberliga als Spielstätte geeignet, allerdings sei der Ausbau verschiedener Sicherheitsstandards, der Zuschauerbereiche und Möglichkeiten für parallelen Spielbetrieb erforderlich. Die Detailprüfung müsse ein Planungsbüro übernehmen.
Am 26. August folgte ein weiteres Gespräch zwischen der Stadt und dem FCR. Ergebnis war die Kontaktaufnahme mit dem Planungsbüro Geo3 aus Bedburg-Hau zwecks, Zitat aus dem Powerpoint-Vortrag, Erstellung einer überschlägigen Prüfung über die Machbarkeit der Sicherstellung des Spielbetriebes im Stadion Reinshagen (einschließlich einer grober Kostenschätzung) und der Auswirkungen für die Konzeption Sportzentrum Hackenberg. Konkret: Das Planungsbüro Geo3 wurde damals beauftragt, prophylaktisch Pläne für einen weniger aufwendigen Ausbau des Sportzentrums Hackenberg auszuarbeiten für den Fall, dass der FC Remscheid seine 17 Heimspiele im Jahr im Stadion Reinshagen austragen dürfe.
Diese Geschäftsgrundlage änderte sich am 18. September (Waterbölles: Wie schnell sich doch der Wind drehen kann). Seitdem ist Rechtsanwalt Dr. Ralf Flügge Präsident des Fußball-Landesligisten FC Remscheid. Powerpoint-Zitat dazu von gestern: Der FC Remscheid nimmt Abstand von einer dauerhaften Verlegung des Spielbetriebes in das Stadion Reinshagen. Der Sportbund Remscheid betont seine Favorisierung der bestehenden Ausbaupläne des Sportzentrum Hackenberg gemäß des bestehenden Ratsbeschlusses. Die Stadt Remscheid beabsichtigt die begonnene Prüfung zu beenden, um abschließend zu klären, ob über das Sportzentrum Hackenberg hinaus auch Investition im Stadion Reinshagen realisiert werden können. Angestrebt werde eine bestmögliche Lösung für den Sport in Remscheid. Zugleich wird für den Fall einer Änderung der derzeit gültigen Beschlüsse eine abschließende sportfachliche Befassung im Sportausschuss sowie ein neuer Ratsbeschluss noch in diesem Jahr angekündigt.
Und damit zu Markus van Aken, Geschäftsführer des Büro für Objektplanung Geo3. Der war gestern zu einem ersten Zwischenbericht in die Sitzung des Sportausschusses gekommen und konnte der ungeteilten Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher sein, hatte er doch Interessantes zu berichten:
Mit vielen Kompromissen gegenüber der bisherigen Planung sei ein abgespeckter Ausbau des Sportzentrums Hackenberg möglich, sagte van Aken. Dann könne das neue Stadion quer zur Hacken-berger Straße gebaut werden. Bislang ist es längs geplant, wobei die Zuschauertribüne zugleich den Schallschutz sichert. In der neuen Version müsse als Schallschutz eine Mauer entlang der Straße gebaut werden, deren Höhe der Planer mit zehn Metern angab. Sein Kommentar: Die hat ihren eigenen Charme!
Ein Minderausbau in Hackenberg und eine Aufwertung der Sportanlage Reinshagen werde unterm Strich zu keiner Einsparung führen, betonte Markus van Aken weiter, ohne allerdings auf Nachfrage konkrete Gesamtkosten nennen zu können. Dafür müsse die Planung weiter ins Detail gehen. Nur so viel: die so genannten Risikospiele(mit feindlichen Fan-Gruppen) in Reinshagen auf Dauer erforderten dort diverse Um- und Neubauten. Da sei nicht ausgeschlossen, dass es unterm Strich teurer werde als der bisher vom Rat beschlossene Ausbau in Hackenberg. Zumal in Reinshagen auch der Schallschutz eine Rolle spielen werde. Die bestehenden Anlagen hätten zwar Bestandsschutz, ihr Ausbau mache aber womöglich ein neues Schallschutzgutachten (bei Beteiligung der Bürgerschaft?) notwendig.
Und was müsse passieren, wenn der FC Remscheid die Spiele seiner 1. Mannschaft nur bis zur Fertigstellung des Sportzentrums Hackenberg (große Lösung) in Reinshagen stattfinden ließe, wollte der Ausschuss von Planer van Aken wissen. Seine Antwort: Dann seien die Ordnungsbehörden erfahrungsgemäß tolerant und würden nicht auf sofortigen Sicherheitsmaßnahmen bestehen.
Das schien nicht unbedingt das gewesen zu sein, was Sportdezernent Thomas Neuhaus von dem Planer erwartet hatte. Denn er wandte ein: Eine Ertüchtigung Reinshagen käme der ganzen Stadt zugute! Für David Schichel Anlass zu der Bemerkung, eine Grundsatzentscheidung könne die Politik erst treffen, wenn eine detaillierte Machbarkeitsstudie vorliegt nebst Antwort auf die Kostenfrage! Und wie sich die Verwaltung denn da den weiteren Zeitplan vorstelle? Werde es bis zur nächsten Sitzung des Sportausschusses am 28. Oktober eine entscheidungsreife Vorlage geben - ? Schweigen! Dann ein kurzes leises Zwiegespräch zwischen Thomas Neuhaus, Sportamtsleiter Martin Sternkopf und Uwe Kotthaus vom Sportamt. Danach Neuhaus: Wir werden das im Nachgang zu dieser Sitzung noch einmal feinplanen. Das Problem können wir vielleicht durch eine weitere Sondersitzung lösen!
Waterbölles-Kurzkommentar: Irgendwann während der zähen Sitzung fragte Gabriele Kemper-Heibutzki (CDU): Ich verstehen den Sinn des Ganzen nicht! Da war sie nicht die einzige. Mein Eindruck: Während die Sportexperten dankbar wirken, nach Verzicht des FCR auf Reinshagen zu den beschlossenen Plänen für Hackenberg zurückkehren zu können, hält der Verwaltungsvorstand der Stadt aus nicht einsichtigen, besser: nicht klar erklärten Gründen an der Ertüchtigung des Stadions Reinshagens zu Lasten des neuen Lenneper Stadions fest. Dass die Sportvereine nicht nur in Lennep darüber wenig amused sind, ist verständlich.
Die DOC-Pläne sorgen schon für genug Unruhe zwischen Befürwortern und Gegner. Jetzt auch noch die (bislang gelassenen) Sportvereine auf die Palme zu treiben, wäre so unnötig wie ein Kropf. Martin Gerhardts sagte es am vergangenen Dienstag in einem Waterbölles-Kommentar so: Für das Abreißen des Lenneper Stadions wurde eine Ersatzstätte in Lennep (Hackenberg) versprochen. (...) Was sicher einer der Gründe war, warum die Akzeptanz auch in Lennep so hoch war. (...) Jetzt plötzlich wird so getan, als ob das Rad neu erfunden werden muss. (...) Jetzt, wo alles so gut wie in trockenen Tüchern ist, das Blatt plötzlich zu wenden, sehe ich nicht mehr als seriöse Stadtplanung an. Eher als Täuschung.